NRW will mit Fördergeldern gegen den Hausärztemangel vorgehen

Carolin Nieder-Entgelmeier

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Krankenhäuser sind empört über das Vorgehen. - © Symbolbild: Pixabay
Krankenhäuser sind empört über das Vorgehen. (© Symbolbild: Pixabay)

Düsseldorf/Bielefeld. Im Kampf gegen den Hausärztemangel will NRW den Quereinstieg von Krankenhausärzten in die Allgemeinmedizin finanziell fördern, um kurzfristig neue Hausärzte zu gewinnen. Die Krankenhausdirektoren sind empört darüber, dass die Fehler der Politik nun auf Kosten der Krankenhäuser in NRW gelöst werden sollen. Sie sehen die Patientenversorgung in Gefahr.

Das NRW-Gesundheitsministerium, die kassenärztlichen Vereinigungen, die Ärztekammern sowie die gesetzlichen Krankenkassen in NRW sind sich einig: Der Quereinstieg von Krankenhausärzten in eine Hausarzttätigkeit soll attraktiver werden. Für einen Quereinstieg kommen nach Angaben von NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) vor allem Allgemeininternisten in Frage, aber auch Fachärzte für Anästhesiologie und Chirurgie. Möglich ist die Qualifizierung in Kommunen mit bis zu 40.000 Einwohnern. „Interessierte können zwischen zwölf und 24 Monaten eine finanzielle Förderung von bis zu 9.000 Euro pro Monat erhalten", erklärt Laumann. Getragen werden die Kosten von den kassenärztlichen Vereinigungen und den Krankenkassen. Wird die Qualifizierung in einer Region absolviert, die bereits unterversorgt ist, wird die Förderung um weitere 500 Euro pro Monat erhöht.

Den Beschluss bewertet der Verband der Krankenhausdirektoren Deutschlands als Abwerbeprämien für Krankenhausärzte. „Die Prämien werden für viele Krankenhäuser erhebliche personelle Einschnitte bedeuten. Wenn das bundesweit Schule macht, können sich die Kliniken in ländlichen Regionen von der Versorgung abmelden", warnt Verbandspräsident Josef Düllings, Hauptgeschäftsführer des St. Vincenz-Krankenhauses Paderborn und des St. Josefs-Krankenhauses Salzkotten. „Hier soll eine Lücke geschlossen werden, indem eine andere gerissen wird."

Damit würde nicht nur die Patientenversorgung gefährdet, sondern auch die Weiterbildung in den Kliniken untergraben. „Die Versäumnisse der Politik, wie die Reduzierung der Medizin-Studienplätze, sollen nun auf Kosten der Krankenhäuser gelöst werden", ergänzt Georg Rüter, Geschäftsführer des Franziskus Hospitals Bielefeld, des Mathilden Hospitals Herford und des Sankt Vinzenz Hospitals Rheda-Wiedenbrück. „Das Ministerium verliert mit der kruden Idee seine Rolle als neutraler Sachwalter der Patienteninteressen", so Rüter, der auch Vorsitzender des „Zweckverbands freigemeinnütziger Krankenhäuser Münsterland und Ostwestfalen" mit 51 Mitgliedshäusern ist.

Tadel an veralteten Modellen 

Mit der Förderung von Quereinsteigern wird auch die Kritik an den kassenärztlichen Vereinigungen in NRW lauter, die für die Sicherstellung der ambulanten Patientenversorgung verantwortlich sind. „Mit dem Festhalten an veralteten Strukturen wie der Landarztpraxis wird sich der Hausärztemangel weiter verschärfen", warnt Klinikchef Georg Rüter. „Neue Modelle sind ebenso nötig wie der Ausbau der Telemedizin und die Öffnung der Krankenhäuser für die ambulante Versorgung."

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