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Düsseldorf/Bielefeld

"Panik vor schließenden Krankenhäusern ist unbegründet"

Die Ärztekammer Westfalen-Lippe sieht durch die Förderung von Krankenhausärzten, die in die Hasuarzttätigkeit wechseln wollen, keine Gefahren für die Patientenversorgung.

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In den vergangenen Jahren haben sich in NRW nur wenige Krankenhausärzte für den Wechsel in die Hausarzttätigkeit entschieden. | © picture alliance

In den vergangenen Jahren haben sich in NRW nur wenige Krankenhausärzte für den Wechsel in die Hausarzttätigkeit entschieden. | © picture alliance

13.09.2018 | 13.09.2018, 10:00

Düsseldorf/Bielefeld. Im Kampf gegen den Hausärztemangel fördert NRW den Quereinstieg von Krankenhausärzten in die Allgemeinmedizin mit bis zu 216.000 Euro. Der Verband der Krankenhausdirektoren Deutschlands kritisiert den Vorstoß scharf und sieht die Patientenversorgung in Gefahr. „Die Prämien werden für viele Krankenhäuser erhebliche personelle Einschnitte bedeuten. Wenn das bundesweit Schule macht, können sich die Kliniken in ländlichen Regionen von der Versorgung abmelden", warnt Präsident Josef Düllings. Die Ärztekammer Westfalen-Lippe hält die Panik hingegen für unbegründet.

„Kein Krankenhaus wird sich aufgrund des neuen Förderprogramms von der Versorgung abmelden müssen, weil die Förderung nur für eine begrenzte Anzahl an Medizinern in Frage kommt. Die Panik ist also unbegründet", erklärt Westfalen-Lippes Ärztekammer-Präsident Theo Windhorst. „Zum Einen gilt die Förderung nur für unterversorgte Gemeinden mit maximal 40.000 Einwohnern und kommt zum Anderen lediglich für Allgemeininternisten sowie Fachärzte für Anästhesiologie und Chirurgie in Frage."

Zudem weist Windhorst daraufhin, dass sich Fachärzte für innere Medizin auch schon vor dem Start des neuen Förderprogramms als Hausärzte niederlassen konnten. „Neu ist der Quereinstieg in die Hausarzttätigkeit nicht."

In drei Jahren wechselten in NRW 71 Klinikärzte in die Hausarzttätigkeit

In den vergangenen drei Jahren haben sich laut Windhorst in NRW 71 Krankenhausmediziner dazu entschlossen in die Allgemeinmedizin zu wechseln und sich als Hausarzt niederzulassen. „An dieser Zahl lässt sich ablesen, dass auch mit dem neuen Förderprogramm nicht Hunderte Krankenhausärzte in die Allgemeinmedizin wechseln werden", erklärt Windhorst. Die Förderung richte sich an Mediziner, die sich umorientieren möchten. „Es gibt auch Ärzte, die sich schon innerlich vom Klinikbetrieb abgemeldet haben und in der Tätigkeit als Hausarzt vielleicht eine neue Erfüllung finden."

Deshalb richtet sich das Programm laut Windhorst nicht nur an junge Mediziner. „Mit Blick auf deutlich weniger Nachtdienste und eine andere Form der Belastung ist der Wechsel von der Klinik in die Hausarztpraxis für den ein oder anderen Krankenhausarzt interessant."

Windhorst ist sich sicher, dass Krankenhausärzte, die zufrieden sind, nicht wechseln werden. „Darauf haben die Krankenhäuser Einfluss, zum Beispiel mit Anpassungen der Arbeitsbedingungen und des Gehalts." Angst vor personellen Einschnitten hält Windhorst deshalb für unbegründet. Ebenso wie Gesundheitsexperte Günter Garbrecht. Der ehemalige SPD-Landtagsabgeordnete wirft den Krankenhausdirektoren in Deutschland vor, bei der Rekrutierung ausländischer Ärzte keine Rücksicht auf die Versorgungssituation in Griechenland und anderen Ländern genommen zu haben.